Freitag, Juli 21, 2006

Diana und Micha in der Schlucht der Todesängste

Heute stand eine der abenteuerlichsten Wanderungen, die wir je gemacht haben auf dem Programm: Von Los Brecitos durch die Caldera de Taburiente. Man stellt sein Auto am Ausgang der Caldera-Schlucht ab, lässt man sich mit Jeep-Taxis zum Ausgangspunkt auf ca. 1000 m Höhe in die Calderawand bringen und läuft erst durch Wald und dann durch ein Flußbett zum Auto zurück.

Vormittags sind wir mit dem Auto zum Parkplatz am Barranco de las Angustias (Übersetzung siehe Überschrift) gefahren. Dort teilte uns eine Dame vom Taxiunternehmen in Wartelisten ein. Leider war der Andrang so groß, dass wir über eine Stunde Wartezeit gehabt hätten. Es wurden aber zusätzliche Fahrten organisiert, so dass wir lediglich 30 Minuten überbrücken mussten. Die im Wanderführer versprochenen Jeep-Taxis entpuppten sich als Kleinbusse mit Allrad-Antrieb, in denen immer ca. 8 Personen gleichzeitig nach oben transportiert wurden. Die Fahrt über holprige Schotterpisten war schon ein Abenteuer für sich. Obwohl wir uns oft nur mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegten, wurden wir ganz schön durchgeschüttelt. Außerdem krachte es ständig im hinteren Bereich des Busses. Ob das wohl die Stoßdämpfer waren?

Nach einer dreiviertel Stunde hatten wir den Ausgangpunkt Los Brecitios erreicht. Von da an ging's erstmal gemütlich durch Pinienwälder bergab. Dabei hatten wir ständig die zerklüfteten Spitzen der gegenüberliegenden Calderawand im Blick. Zwischendurch überholten uns immer wieder Camper auf dem Weg zum Zeltplatz im Tal. Sie schleppten nicht nur ihre Zeltausrüstung, sondern auch noch Getränkekanister, Radio und Gitarre über den 90 Minuten dauernden Abstieg zu einem mitten in der Caldera liegenden Zeltplatz. Erste Station war dann die Playa de Taburiente. Kein Strand im Krater, sondern die Möglichkeit im Taburiente-Bach zu Baden. Es war sehr angenehm die Füße im kalten Bach abzukühlen. Dann folgte der mühsamste Teil der Wanderung. Nach der Überquerung des wunderschönen Campingplatzes ging es über Schotter und grobes Geröll steil bergab. Man musste die ganze Zeit nach unten schauen, um nicht auszurutschen und konnte deshalb kaum der tollen Landschaft (zum Beispiel dem steil aufragende Roque Idafe) Aufmerksamkeit schenken. Ein Rauschen kündigte an, dass wir uns immer mehr dem Río Almendro Amargo näherten. Dieser vereinigt sich einige Zeit später wieder mit dem Taburiente-Bach. Unser Wanderweg führte uns nun immer entlang des Bachbettes und wir mussten mehrmals die Seite wechseln indem wir entweder über Steine balancierten oder mit nackten Füßen durch den Fluß wateten. Es war gar nicht so einfach immer den günstigsten Übergang zu finden. Dieser Abschnitt der Wanderung war absolut faszinierend. Beim Anblick der rund geschliffenen Felsen konnte man sich gut vorstellen, welche Wassermassen nach einen starken Regenfall durch die Schlucht rauschen. Vor ein paar Jahren sind an einer sehr engen Stelle sogar Wanderer ums Leben gekommen, weil sie von einer heran nahenden Flutwelle überrascht wurden. Wir haben es auf jeden Fall geschafft wieder heil zum Auto zurück zu gelangen. Nach 7 Stunden konnten wir erschöpft aber glücklich die Rückfahrt antreten. Wieder in der Ferienwohnung angekommen gab's dann nur noch ein einfaches Mahl: den Urlaubsklassiker Nudeln mit Tomatensoße.

So nebenbei: Ich Depp konnte mich nicht entscheiden welche Schuhe ich anziehen sollte, da ich nach der Vulkanroute so viele Blasen an den Zehen hatte. Deshalb habe ich erstmal Trekking-Sandalen angezogen und mir die Wanderschuhe aber trotzdem an den Rucksack gebunden und mitgeschleppt - für alle Fälle. Letztendlich hätte ich zwar festes Schuhwerk gebraucht, bin aber trotzdem die ganze Tour in Sandalen gelaufen. Und die dicken Wanderschuhe habe ich umsonst 1000 Höhenmeter nach unten getragen.